Welche entzündlichen Gelenkserkrankungen können bei Kindern auftreten?

Wir unterscheiden bei Kindern akute und chronische Formen der entzündlichen Gelenkserkrankungen (Arthritis = Gelenksentzündung).
Akute rheumatische Gelenkentzündungen
Die akuten Formen einer Arthritis werden meist durch Infektionen ausgelöst. Dabei handelt es sich nicht um eine direkte Gelenkinfektion durch die Erreger, wie bei der eitrigen (septischen) Arthritis, sondern eine Gelenksentzündung, die im Rahmen der Abwehrreaktion durch eine überschießende Reaktion des Immunsystems ca. zwei bis drei Wochen nach einem Infekt entstehen kann. In Frage kommen verschiedene Viren, z.B. das Rötelnvirus, oder Bakterien, insbesondere Streptokokken (rheumatisches Fieber, Poststreptokokken-Arthritis), aber auch Yersinien und Salmonellen, welche Magen-Darminfektionen auslösen. Hierher gehört im weiteren Sinne auch die durch Zecken übertragene und durch Borrelien (= bestimmte Bakterien) verursachte sogenannte Lyme-Arthritis, die von der Entstehung her allerdings zwischen der infektiösen und postinfektiösen Arthritis steht (Lyme = der Ort in den USA, an dem diese Gelenkerkrankung erstmals beschrieben wurde). Die akuten rheumatischen Gelenkentzündungen halten oft nur Tage oder wenige Wochen an. Sie können gelegentlich aber auch über Monate oder sogar 1-2 Jahre andauern und mehrfach aufflackern. Im Gegensatz zu vielen anderen akuten Erkrankungen können also die akuten rheumatischen Gelenkentzündungen lange Zeit bestehen bleiben und somit leicht mit chronischen Formen verwechselt werden. Die akuten Formen einer Arthritis sind etwa zehnmal häufiger als die chronischen Verläufe.
Chronisch rheumatische Gelenkentzündungen
Chronisch rheumatische Gelenkentzündungen können zwar manchmal auch im Rahmen einer Infektion erstmalig in Erscheinung treten (sogenannter „Trigger“), sie beginnen aber meist ohne erkennbare äußere Ursache. Gelegentlich entwickeln sich die ersten Krankheitszeichen so schleichend, dass im Nachhinein der genaue Beginn nicht mehr sicher festgestellt werden kann. Es kommt vor, dass bei manchen Kindern die Erkrankung über Wochen, Monate oder gar Jahre unerkannt bleibt.
Der chronische Entzündungsprozess schreitet bei vielen kindlichen Verlaufsformen relativ langsam fort, so dass erste bleibende Gelenkschädigungen oft erst nach Monaten oder Jahren auftreten. Eine frühzeitige, sachgerechte Therapie hilft Dauerschäden zu vermeiden.
Andere Formen einer rheumatischen Erkrankung
Neben den akuten und chronischen Arthritiden kommen noch zahlreiche andere rheumatische Erkrankungen, zum Teil sehr seltene Erkrankungen beim Kind in Betracht, beispielsweise die Kollagenosen, das sind entzündliche Erkrankungen des Bindegewebes, oder verschiedene Erscheinungsbilder durch Entzündung des Gefäßsystems, sogenannte Vaskulitiden. Diese Erkrankungen erfassen nicht nur die Gelenke, sondern meist auch die Haut, nicht selten die Muskeln sowie innere Organe. Auch weichteilrheumatische Erkrankungen mit oft heftigen Schmerzen im Bereich von Gelenken, Muskeln und Sehnenansätzen können bereits beim Kind auftreten. Die Behandlung dieser Erkrankungen erfordert besondere Erfahrung und sollte daher unbedingt in einem kinderrheumatologischen Zentrum erfolgen. Weitere Informationen zu Krankheitsbildern hier.

Prof. Dr. Johannes-Peter Haas
Ärztlicher Direktor, Geschäftsführer
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