1. Lässt sich die Krankengymnastik erlernen, um sie selber durchzuführen?
Die krankengymnastische Behandlung sollte von erfahrenen Physiotherapeut*innen übernommen werden. Für die tägliche Behandlung zuhause können diese den Eltern oder den Jugendlichen je nach Behandlungsschwerpunkt einzelne Übungen zeigen und mit ihnen eintrainieren. Einmaliges Zuschauen ist hierfür keinesfalls ausreichend.
2. Kann man die Krankengymnastik falsch machen?
Zu intensive oder falsche Krankengymnastik kann einem rheumatisch entzündeten Gelenk schaden.
Es darf keinesfalls über die Schmerzgrenze hinweg bewegt werden, da:
- der Schmerz eine Signalwirkung hat.
- sich ansonsten die Schmerzen und die Schonhaltung verstärken.
- die muskuläre Gegenspannung das Verbessern der Beweglichkeit verhindert.
- gerade kleine Kinder das Vertrauen in Therapeut*innen verlieren und sich nicht mehr anfassen lassen.
- die Schmerzreaktion nach heutigen Kenntnissen die Entzündung verstärken kann.
Die Schon- / Fehlhaltung darf sich durch die Therapie nicht verstärken, v. a. aktive, muskelaufbauende Übungen bergen diese Gefahr. Gezielte Übungsauswahl und gute Korrektur sind daher wichtig.
3. Wie oft und wie lange sollte die Krankengymnastik durchgeführt werden?
Die Häufigkeit und die Dauer der Physiotherapie ist abhängig von der Anzahl und der Bewegungseinschränkung betroffener Gelenke.
Ausschlaggebend ist auch die häusliche Situation:
- Können die Eltern therapeutische Griffe teilweise lernen und täglich durchführen?
- Mit wie viel Aufwand ist der Besuch bei Physiotherapeut*innen verbunden?
Erst wenn die volle Funktion und die Achsen der betroffenen Gelenke wieder hergestellt sind, sollte die regelmäßige ergo- /physiotherapeutische Behandlung beendet werden.
4. Kann das Kind / der Jugendliche die Krankengymnastik auch alleine machen?
Jugendliche suchen in der Regel die Unabhängigkeit von den Eltern. Daher ist es sinnvoll, dass Jugendliche mit Physiotherapeut*innen je nach Befund wenige, aber gezielte Übungen eintrainieren. Das heißt, sie müssen die Übungen ohne Ausweich- und Kompensationsbewegungen können, um sie zu Hause fehlerfrei durchzuführen.
5. Wie kann die atrophierte (geschwächte) Muskulatur wieder aufgebaut werden?
Solange ein Gelenk akut entzündet ist, wird die umgebende Muskulatur durch Entzündungsmediatoren und Schmerzen in ihrer Aktivität gehemmt. Muskeltraining ist in diesem Stadium der Gelenkentzündung nicht sinnvoll.
Einschränkungen der Gelenkbeweglichkeit nach Abklingen der akuten Entzündung begrenzen zwar den Muskelaufbau aber eine spezielle, auf jedes Gelenk abgestimmtes, Muskelaktivierung /-training sollte Teil einer jeden physiotherapeutischen Behandlung sein.
Generell gilt, dass sich bei Kleinkindern die Muskulatur ohne großen Aufwand wieder aufbaut, sobald die Entzündung abgeklungen ist und das Gelenk schmerzfrei und frei beweglich ist. Die wiederhergestellten Gelenkachsen sind Voraussetzung für ein gutes und wirksames Training.
Muskeltraining mit Gewichten oder an Geräten sollte nur mit fachkundiger Anleitung und nicht mit akut entzündeten Gelenken erfolgen.
6. Was ist besser für ein rheumatisch entzündetes Gelenk, Wärme oder Kälteanwendungen?
Allgemein gilt, akut entzündete, heiße, geschwollene Gelenke sollten gekühlt werden.
Hierzu eignen sich Gelpackungen, Eis, kalte Umschläge z.B. Alkohol (auch bewährte Hausmittel). Zur Entzündungshemmung wird Kälte 10-12 min appliziert, nicht kürzer, da sonst im Anschluss an die Anwendung eine überschießende Wärmereaktion des Gelenkes auftreten kann.
Im Bereich der Hüftgelenke und Lendenwirbelsäule sollte Kälte auf Grund der Nähe zu Nieren und Blase nicht angewendet werden.
Ist ein Gelenk ohne Entzündungszeichen (heiß, geschwollen) in der Bewegung eingeschränkt und / oder schmerzhaft wirken warme oder heiße Anwendungen entspannend und schmerzlindernd. Direkt auf der verspannten Muskulatur lässt sich Wärme / Hitze in jedem Fall einsetzen.
7. Ist es günstig die Gelenke vor der Krankengymnastik zu kühlen?
Da Schmerzen eine Signalwirkung haben, helfen sie auch das richtige Maß in der Therapie zu finden.
Kälte kann die Schmerzgrenze heraufsetzten, was zu einer Verschiebung der Wahrnehmung bzgl. des Schmerzes führen kann. Daher sollten entzündete Gelenke nicht unmittelbar vor einer Behandlung gekühlt werden.
8. Welche Wassertemperatur ist beim Schwimmen für Kinder mit Rheuma am günstigsten?
Bewegungen im Wasser haben therapeutische Wirkung, da sie durch den Wasserauftrieb leichter und mit weniger Schmerzen möglich sind. Warmes Wasser (über 30°C) wirkt zudem muskelentspannend.
Sportliche Aktivitäten können jederzeit in normal "temperierten" Schwimmbecken durchgeführt werden. Für alle Kinder gilt, Auskühlung zu vermeiden.
9. Warum sollten schmerzhaft entzündete Gelenke entlastet werden?
Die Schmerzen eines entzündeten Gelenkes führen zu einer Schonhaltung, die sich unter Belastung verstärkt. Das heißt, die verstärkte Muskelanspannung nimmt beim Gehen zu und begünstigt Gelenkkontrakturen sowie eine Fehl- bzw. Überlastung der (benachbarten) Gelenke.
Eine Teilentlastung (z.B. durch Therapie-Sitz-Roller, Stützen) reduziert die Belastung auf die Gelenke und ermöglicht eine schnellere Wiederherstellung der physiologischen Belastung und Beweglichkeit der Gelenke.
10. Wann ist es sinnvoll Handschienen zu tragen?
Bei Arthritis im Handgelenk hält das Kind seine Hand automatisch in einer Schonhaltung, meist nach außen und unten. Die Funktion der Finger sowie richtiges Greifen und Arbeiten mit der Hand sind deutlich eingeschränkt.
Eine Handschiene vermindert durch äußere Stabilisation die Schmerzen und korrigiert gleichzeitig die Handachsen in einer funktionellen Stellung. Als Folge verbessert sich die Handfunktion. Die Gefahr fixierter Fehlstellungen nimmt ab.

Mathias Georgi
Leitung Physiotherapie
- Telefon: 08821 701 1310
- E-Mail: georgi.mathiasrheuma-kinderklinikde