Behandlungskonzept

Unser Behandlungsteam für ME/CFS- und Post-COVID-19 Patient*innen ist multiprofessionell und arbeitet interdisziplinär. Es besteht aus Ärzt*innen, Psycholog*innen, Physio- und Ergotherapeut*innen, Masseur*innen, spezialisierten Pflegefachkräften, Sozialpädagog*innen, pädagogischen Fachkräften und Lehrer*innen. Die Therapie erfolgt auf einer eigenen Station in Kleingruppen zu maximal 6 Patient*innen und wird üblicherweise über einen Zeitraum von fünf Wochen durchgeführt.

Stationäre Abläufe sind an das hohe Ruhe- und Erholungsbedürfnis der Betroffenen angepasst. Die Patient*innen werden zur Reizabschirmung in lärm- und lichtreduzierten Einzelzimmern untergebracht und der Tagesablauf folgt einer gleichbleibenden Struktur mit späteren Aufstehzeiten, regelmäßigen Erholungsphasen und individuell an das Energieniveau angepassten Therapieeinheiten.

In der Behandlung von ME/CFS stehen die Vermittlung von Wissen über die Erkrankung, die Wahrnehmung der mentalen und körperlichen Grenzen und die Erarbeitung hilfreicher Strategien im Vordergrund. Voraussetzungen hierfür sind die Bereitschaft zur Reflexion eigener Verhaltensweisen und die Bereitschaft, sich auf daraus resultierende Verhaltensänderungen einzulassen. Hierbei werden wir unsere Patient*innen bestmöglich und mit Erfahrung unterstützen.

Zentrales Thema ist das Verständnis von Pacing und die Umsetzung individueller Pacingstrategien. Pacing ist eine Selbstmanagement-Methode, um mit vorhandenen Energiereserven ein stabiles Symptomniveau zu erreichen, während man so aktiv wie möglich bleibt. Es geht um das Erkennen von Energieräubern und Energiespendern, die Wahrnehmung und Beachtung des eigenen Energiehaushaltes und die Planung einer darauf ausgerichteten Tagesstruktur.

Das therapeutische Konzept beinhaltet verschiedene Behandlungsbausteine, welche vom interdisziplinären Team in enger Absprache durchgeführt werden. Dabei wird das individuelle Energieniveau, die aktuelle Belastbarkeit und Zielsetzung täglich auf das Befinden des Patienten/der Patientin abgestimmt.

Die Umgebungsbedingungen sind bestmöglich auf die Erkrankung abgestimmt. So können beispielsweise zur Reizabschirmung die Zimmer abgedunkelt werden, Tagesabläufe werden möglichst leise durchgeführt und die Therapien können zur Vermeidung längerer Wege auf der Station durchgeführt werden.

Pacing und eine fünfwöchige stationäre Therapie können ME/CFS nicht heilen – dies zu versprechen, wäre falsch. Das therapeutische Konzept kann aber zu einem verbesserten Wohlbefinden, besseren Umgang mit der Erkrankung und womöglich zu einer Energiezunahme führen.

Weitere positive Effekte können in unterschiedlicher Ausprägung oder vereinzelt erzielt werden in Bezug auf die mentale und körperliche Belastbarkeit, das psychische Wohlbefinden, Entspannungsfähigkeit, Konzentration, Selbstwirksamkeit und die Umsetzung einer gesundheitsförderlichen Alltagsstruktur.

Das soziale Umfeld des Kindes, und hier vor allem die Eltern, sind für die Gesundung und die weitere Planung sehr wichtig. Aus diesem Grund werden Eltern zu Beginn und am Ende des Aufenthaltes in die Gespräche eingebunden, selbstverständlich sind weitere Gespräche im Verlauf möglich. Damit Eltern auf dem gleichen Wissensstand wie ihre Kinder sind, werden online-Schulungen angeboten.

Insgesamt ist unser Bestreben, den Eltern und vor allem ihrem Kind Sicherheit im Umgang mit der Erkrankung zu ermöglichen und bestmöglich Strategien und Maßnahmen an die Hand zu geben, die zu einer Stabilisierung bis Verbesserung der Symptomatik führen.