Pflege- und Erziehungsdienst
Pflege- und Erziehungsdienst
Gemäß der Charta für Kinder im Krankenhaus (= EACH-Charta, European Association for Children), Artikel 8 gilt: “Kinder sollen von Personal betreut werden, das durch Ausbildung und Einfühlungsvermögen befähigt ist, auf die körperlichen, seelischen und entwicklungsbedingten Bedürfnisse von Kindern und ihren Familien einzugehen.”
Im Mittelpunkt der Behandlung im Zentrum für Schmerztherapie junger Menschen stehen Kinder und Jugendliche mit chronischen Schmerzen und deren Bedürfnisse.
Der Pflege- und Erziehungsdienst besteht aus Mitarbeitenden verschiedener Fachrichtungen, insbesondere aus Pflegefachpersonen, Heilerziehungspflegenden, Erzieher*innen und Medizinischen Fachangestellten. Sie kennen die Probleme der Patient*innen mit chronischen Schmerzen, deren Symptome und Belastungssituationen und die entsprechenden Interventions- und Therapiemöglichkeiten. Sie wissen, mit welchen Einschränkungen zu rechnen sind, wie man diese kompensieren kann, inwieweit Patient*innen Hilfe benötigen oder wie die Fähigkeit zur Bewältigung des Alltags verbessert werden kann. Chronische anhaltende oder wiederkehrende Schmerzen im Kindes- und Jugendalter beeinträchtigen nicht nur das körperliche, sondern auch das psychische Wohlbefinden und das soziale Umfeld. Nur mit Vertrauen und Verständnis fühlen sich Kind und Familie wohl bei der multimodalen Schmerztherapie.
Die Pflegefachpersonen sind rund um die Uhr mit den Patient*innen in intensivem Kontakt.
Die pflegerische Behandlung im Sinne einer personenzentrierten Pflege beinhaltet folgende Aufgabenbereiche:
- Unterstützung bei den Lebensaktivitäten und Förderung der Selbstpflegefähigkeit
- Mitwirkung und Sicherstellung der angeordneten Diagnostik und Therapie
- Information, Beratung, Anleitung, Gespräche und Betreuung
- Sicherung und Weiterentwicklung der Pflegequalität
Unterstützung bei den Lebensaktivitäten und Förderung der Selbstpflegefähigkeit
Eine umfassende Planung der Pflege gewährleistet unter Beachtung der Individualität der Patient*innen einen optimalen Behandlungsverlauf und sichert die Qualität der Pflege.
Die Erfassung der Bedürfnisse, Gewohnheiten und des Pflegebedarfs erfolgt auf Grundlage der „Aktivitäten und existentiellen Erfahrungen des Lebens“ nach Monika Krohwinkel. Daraus abgeleitet werden die pflegerischen Probleme (Diagnosen) auf deren Grundlage der individuelle, zielgerichtete Pflegeplan erstellt wird. Die systematische Evaluation der pflegerischen Maßnahmen sichert und festigt die Qualität der Pflege, ebenso wie die kontinuierliche und umfassende Beobachtung und Einschätzung der physischen und psychischen Situation der Patient*innen.
Eine besondere Bedeutung hat die Beobachtung des Verlaufs des Zustandes der Patient*innen für die kontinuierliche Anpassung der pflegerischen Maßnahmen an die aktuelle Situation der zu Pflegenden.
Alltagstätigkeiten, die durch die chronische Schmerzerkrankung für die Patient*innen zum Teil nicht mehr zu bewältigen sind, wie bspw. Körperpflege, Aufstehen etc., werden Schritt für Schritt gemeinsam wieder erarbeitet. Dadurch entsteht das Vertrauen, sich auf das interdisziplinär-multimodale Schmerztherapieprogramm einzulassen.
Der Pflege- und Erziehungsdienst gestaltet den Stationsalltag mit pädagogischen Elementen und kann so Alltagsbeobachtungen machen bzw. Alltagssituationen mit dem Patienten erproben.
Zur Vorbereitung auf den Alltag zu Hause werden die jungen Patienten dazu angehalten, über den Tag verteilt therapeutische Strategien eigenverantwortlich zu planen und durchzuführen, so dass je
nach Bedarf beispielsweise Gangtraining, Aromaanwendungen und mechanische (zum Beispiel Igelballmassage, Eincremen) bzw. thermische (Wärme-/Kälteanwendungen) Desensibilisierung zur hilfreichen und unterstützenden Normalität werden.
Erlebnispädagogische Angebote wie Ausflüge, gemeinsames Kochen oder Schwimmen stärken das Gemeinschaftsgefühl und geben den Jugendlichen ihre Selbstständigkeit und Selbstwirksamkeit wieder, die sie aufgrund der Schmerzen häufig verloren haben.
Der Pflege- und Erziehungsdienst steht 24 Stunden am Tag mit den Patient*innen in Kontakt und hilft den Kindern und Jugendlichen dabei, einen altersgerechten Alltag (wieder)zu erlangen. Das ist besonders wichtig, um in ein emanzipiertes und nicht vom Schmerz bestimmtes Leben zurückzufinden. Beobachtungsschwerpunkte sind das Erfassen der Schmerzsituation ohne den Fokus der Patient*innen darauf zu richten, aber auch Symptome wie Übelkeit, Appetitlosigkeit, Bauchschmerzen, Magen- Darmbeschwerden, Hautausschläge und -veränderungen, Kopfschmerzen, vermehrte Müdigkeit, Wesensveränderungen, sowie Reaktionen auf die Maßnahmen.
Ein weiterer Beobachtungsparameter ist die Stimmungslage der Patient*innen.
Durch den intensiven Kontakt entsteht oftmals ein gutes Vertrauensverhältnis.
Mitwirkung und Sicherstellung der angeordneten Diagnostik und Therapie
Die angeordneten physikalischen Maßnahmen zur Behandlung von Schmerzen und Bewegungseinschränkung werden vom Pflege- und Erziehungsdienst auf der Station mehrfach täglich mit dem Patienten durchgeführt und auf ihre Wirksamkeit hin überwacht. Dazu gehören bspw. das Anlegen von Eisbeuteln und Wärmepackungen auf die betroffenen Körperstellen, die Durchführung von Wechselbädern, Aromapflege, die Desensibilisierung und das Gangtraining.
Auch die Organisation und Koordination eines reibungslosen Tagesablaufes mit Therapien, Diagnostik, Visiten und Schule, sowie das Schaffen von Ruhephasen für den Patienten, liegen in der Verantwortung des Pflege- und Erziehungsdienstes.
Es ist es Aufgabe des Pflege- und Erziehungsdienstes die Patient*innen und ihre Angehörigen zu beraten, sie anzuleiten und zu schulen mit dem Ziel die Selbstständigkeit und Eigenverantwortung der Patient*innen zu fördern und zu erhalten und sie für die Herausforderungen des Alltags zu stärken.
Der Pflege- und Erziehungsdienst ist für die Alltagsgestaltung zuständig, die bei Kindern und Jugendlichen freudige Aktivitäten, Spiel und Spaß mit Freunden und sportliche Aktivierung beinhalten sollte. All diese Unternehmungen kommen schmerzbedingt häufig zu kurz.
Die Mitarbeitenden unterstützen die Kinder und Jugendlichen, ihren Alltag wieder neu zu strukturieren und mit der Erkrankung selbstbewusst umzugehen.
Information, Beratung, Anleitung, Gespräche und Betreuung
Grundlage der multimodalen Schmerztherapie ist der ganzheitliche Blick auf das Kind und den Jugendlichen als eigenständige Persönlichkeit. In einer vertrauensvollen Atmosphäre, in der wir die Patient*innen und ihre Beschwerden ernst nehmen, ist der Pflege- und Erziehungsdienst ständiger Ansprechpartner und Vermittler für Patient*innen, Angehörige und allen an der Therapie Beteiligten. Mit viel Einfühlungsvermögen und pädagogischen Geschick gehen die Mitarbeitenden auf die Patient*innen ein, indem sie ihnen zuhören, sie ermutigen, versuchen Ängste zu nehmen und sie motivieren.
Durch fachgerechte Anleitung der Patient*innen und der Angehörigen wird sichergestellt, dass die in der Klinik erlernten Strategien zu Hause erfolgreich und mit Spaß weitergeführt werden können. Die Eltern werden von den Pflegekräften ermutigt, die Entwicklung ihrer Kinder hin zu Selbstwirksamkeit im Umgang mit Schmerzen konsequent zu unterstützen.
Sicherung und Weiterentwicklung der Pflegequalität
Im Rahmen des Qualitätsmanagements definiert unsere Klinik kontinuierlich Qualitäts-Ansprüche, welche umgesetzt werden durch zum Beispiel Pflegestandards und in der Umsetzung der Expertenstandards. Dies ermöglicht den Pflegefachpersonen evidenzbasiert zu pflegen und zu handeln, um somit die Qualität der Pflege zu sichern. Zur kontinuierlichen Qualitätsverbesserung sind Pflegefachpersonen in interdisziplinären Qualitätszirkeln aktiv.
Fachkompetenz wird durch die Teilnahme an Visiten von allen Mitarbeitenden des Pflege- und Erziehungsdienstes eingebracht und gefordert. Sowohl die Teamarbeit innerhalb des Pflege- und Erziehungsdienstes mit unterschiedlichen Aufgaben und Spezialisierungen als auch die Zusammenarbeit im interdisziplinären Team steht bei der umfassenden und individuellen Versorgung der Patient*innen im Vordergrund.
Eine stetige Bereitschaft, das Fachwissen und -können auf einem hohen Niveau zu halten, ist unbedingte Voraussetzung für die Berufsqualifikation. Die Pflegefachpersonen nutzen die verschiedenen Möglichkeiten zu externen und internen Fortbildungen, um ihr Wissen aktuell zu halten. Außerdem stehen Fachzeitschriften und Fachbücher zur Verfügung. Dieses Fachwissen wird kontinuierlich innerhalb des Teams weitergegeben.
Pflege im Zentrum für Schmerztherapie junger Menschen ist besonders – patientenzentriert, evidenzbasiert und individuell.

Bianca Roth
Stationsleitung
Waxenstein/Alpspitze
- Telefon: 08821 7017204
- E-Mail: roth.biancarheuma-kinderklinikde