Behandlung Kinderrheuma
Was ist Rheuma?
Unter dem Begriff "Rheuma" fasst man verschiedene häufig schmerzhafte Erkrankungen des Bewegungsapparates und des Bindegewebes zusammen. Die Beschwerden können von den Gelenken, Bändern, Sehnen, Knochen und Muskeln oder anderen Weichteilstrukturen ausgehen. Bindegewebestrukturen finden sich jedoch auch in den inneren Organen, der Haut und den Gefäßen. Es gibt daher rheumatische Erkrankungen ohne Gelenks- aber mit Organbeteiligung. All diesen Erkrankungen gemeinsam ist eine Fehl- oder Überreaktion des körpereigenen Abwehrsystems (Immunsystem) gegen körpereigene Strukturen. Rheuma stellt also eine Sammelbezeichnung für verschiedene Erkrankungen dar, die autoimmune (das Immunsystem bekämpft fälschlicherweise durch eine gezielte Immunreaktion Gewebe des eigenen Körpers) und autoinflammatorische (d.h. das Immunsystem produziert eine überschiessende unspezifische Entzündungsreaktion) umfassen.
Die meisten rheumatischen Erkrankungen beginnen erst im Erwachsenenalter. Manche Rheumaformen sind jedoch typisch für das Kindesalter. Aktuell gehen wir von bis zu 25.000 Kindern und Jugendlichen in Deutschland aus, die an Erkrankungen des rheumatischen Formenkreises leiden. Die größte Gruppe ( ca. 15.000 Betroffene) bilden die unterschiedlichen Formen des kindlichen Gelenksrheumatismus (Juvenile idiopathische Arthritis = JIA).
Gelenkbeschwerden bei Kindern
Gelenkbeschwerden treten bei Kindern recht häufig auf. Etwa ein Drittel der Schulkinder klagen irgendwann einmal über Schmerzen in Gelenken oder Bewegungsapparat, ohne dass sich ein krankhafter Befund dahinter verbirgt. Sogenannte „Wachstumsschmerzen“, die meist die Kniegelenke betreffen, kommen vor allem bei Kleinkindern vor und können manchmal recht heftig sein. Sie verschwinden jedoch nach Wochen, Monaten oder manchmal auch erst nach Jahren, ohne Folgen zu hinterlassen. Einfache Verletzungen durch Unfälle bei Spiel und Sport sind ebenfalls häufig. Ernsthafte Gelenkerkrankungen treten dagegen beim Kind deutlich seltener auf als im Erwachsenenalter. So fehlen die Verschleiß- und Abbauerscheinungen des älteren Menschen. Es stehen im Kindesalter entzündliche Erkrankungen an den Gelenken und Sehnenscheiden sowie die Schmerzerkrankungen des Bewegungsapparates im Vordergrund.
Welche entzündlichen Gelenkserkrankungen können bei Kindern auftreten?
Wir unterscheiden bei Kindern akute und chronische Formen der entzündlichen Gelenkserkrankungen (Arthritis = Gelenksentzündung).
Akute Gelenkentzündungen
Die akuten Formen einer Arthritis werden meist durch Infektionen ausgelöst. Dabei kann es sich um eine direkte Gelenkinfektion durch die Erreger, wie bei der eitrigen (septischen) Arthritis handeln. Diese ist ein Notfall und sollte sofort fachgerecht behandelt werden. Eine Gelenksentzündung kann aber auch im Rahmen der Abwehrreaktion auf eine Infektion durch eine überschießende Reaktion des Immunsystems ca. zwei bis drei Wochen nach einem Infekt entstehen. In Frage kommen verschiedene Viren, z.B. das Rötelnvirus, oder Bakterien, insbesondere Streptokokken (rheumatisches Fieber, Poststreptokokken-Arthritis), aber auch Yersinien und Salmonellen, welche Magen-Darminfektionen auslösen. Hierher gehört im weiteren Sinne auch die durch Zecken übertragene und durch Borrelien (= bestimmte Bakterien) verursachte sogenannte Lyme-Arthritis, die von der Entstehung her allerdings zwischen der infektiösen und postinfektiösen Arthritis steht (Lyme = der Ort in den USA, an dem diese Gelenkerkrankung erstmals beschrieben wurde). Die akuten rheumatischen Gelenkentzündungen halten oft nur Tage oder wenige Wochen an. Sie können gelegentlich aber auch über Monate oder sogar 1-2 Jahre andauern und mehrfach aufflackern. Im Gegensatz zu vielen anderen akuten Erkrankungen können also die akuten rheumatischen Gelenkentzündungen längere Zeit bestehen bleiben und somit leicht mit chronischen Formen verwechselt werden. Akute Formen einer Arthritis sind etwa zehnmal häufiger als die chronischen Verläufe.
Chronisch rheumatische Gelenkentzündungen
Chronisch rheumatische Gelenkentzündungen können zwar manchmal auch im Rahmen einer Infektion erstmalig in Erscheinung treten (die Infektion ist dann nicht der ursächliche Auslöser sondern ein sogenannter „Trigger“), sie beginnen aber meist ohne erkennbare äußere Ursache. Gelegentlich entwickeln sich die ersten Krankheitszeichen so schleichend, dass im Nachhinein der genaue Beginn nicht mehr sicher festgestellt werden kann. Es kommt vor, dass bei manchen Kindern die Erkrankung über Wochen, Monate oder gar Jahre unerkannt bleibt.
Der chronische Entzündungsprozess schreitet bei vielen kindlichen Verlaufsformen relativ langsam fort, so dass erste bleibende Gelenkschädigungen oft erst nach Monaten oder Jahren auftreten. Eine frühzeitige, sachgerechte Therapie hilft Dauerschäden zu vermeiden.
Andere Formen einer rheumatischen Erkrankung
Neben den akuten und chronischen Arthritiden kommen noch zahlreiche andere rheumatische Erkrankungen, zum Teil sehr seltene Erkrankungen beim Kind in Betracht, beispielsweise die Kollagenosen, das sind entzündliche Erkrankungen des Bindegewebes, oder verschiedene Erscheinungsbilder durch Entzündung des Gefäßsystems, sogenannte Vaskulitiden. Diese Erkrankungen erfassen nicht nur die Gelenke, sondern meist auch die Haut, nicht selten die Muskeln sowie innere Organe. Auch weichteilrheumatische Erkrankungen mit oft heftigen Schmerzen im Bereich von Gelenken, Muskeln und Sehnenansätzen können bereits beim Kind auftreten. Die Behandlung dieser Erkrankungen erfordert besondere Erfahrung und sollte daher unbedingt in einem kinderrheumatologischen Zentrum erfolgen. Weitere Informationen zu Krankheitsbildern hier.
Wie erkennt man Rheuma bei Kindern?
Ein wichtiges Anzeichen für eine rheumatische Erkrankung ist die Arthritis, die bei den meisten kindlichen Rheumaformen auftritt. Die Gelenkentzündung führt zu einer vermehrten Durchblutung und zu einem Anschwellen der Gelenkinnenhaut, welche außerdem vermehrt Gelenkflüssigkeit, den sogenannten Gelenkerguss, produziert. Das Gelenk schwillt dann auch äußerlich sichtbar an und ist meist überwärmt. Gleichzeitig treten Schmerzen auf und es kommt fast immer zu einer Einschränkung der Funktion, also der Beweglichkeit und Gebrauchsfähigkeit von betroffenen Händen und Füßen bzw. Armen und Beinen oder der Wirbelsäule.
Je nach betroffenen Gelenken hinkt das betroffene Kind oder hat Schwierigkeiten beim Greifen bzw. Schreiben. Diese Beschwerden sind zumeist morgens besonders deutlich ausgeprägt (sog. „Morgensteife“).
Neben der Arthritis kann es auch zu entzündlichen Reaktionen an den Sehnenscheiden kommen. Betroffen sind häufig die Beugesehnen in der Hohlhand oder auch die Strecksehnen über dem Handrücken. Im Fußbereich liegen die Sehnenscheidenentzündungen besonders hinter dem Innen- und Außenknöchel. Die Sehnenscheidenentzündung (medizinisch ‚Tenosynovitis’), kann vor allem an den Hohlhandbeugesehnen zu Verklebungen der Sehnen im Sehnenfach führen. Dies schränkt die Greiffunktion der Hand erheblich ein, weshalb durch eine frühzeitige intensive Physiotherapie die Beweglichkeit der Sehnen erhalten werden muss. Darüber hinaus kann es auch zur Ansammlung von Flüssigkeit in gelenknahen Schleimbeuteln kommen. Diese sogenannten Synovialzysten entstehen vor allem in der Kniekehle und heißen dann „Bakerzysten“. Man findet sie aber auch ausgehend vom Schultergelenk am Oberarm, seltener an anderen Stellen.
Gelenkschmerzen
Gelenkschmerzen werden vor allem von kleinen Kindern nicht immer als solche geäußert. Kinder klagen insgesamt weniger über Schmerzen als Erwachsene. Man muss bei ihnen deshalb unbedingt die indirekten Schmerzäußerungen beachten, um die rheumatische Erkrankung im Frühstadium zu erkennen. So beobachten aufmerksame Eltern bei ihren Kindern etwa eine abnorme Haltung der erkrankten Gelenke. Mit diesen Schonhaltungen versuchen die Kinder, das Gelenk in eine schmerzarme Stellung zu bringen. Sie bewegen und belasten das erkrankte Gelenk weniger und führen Ausweichbewegungen durch. Je nachdem, welche Gelenke erkrankt sind, fällt auf, dass die Kinder hinken, anders greifen und Schwierigkeiten beim Essen, Schreiben, Anziehen oder anderen Alltagsbewegungen entwickeln. Sie wirken ungeschickt, wollen weniger laufen und viel getragen werden oder schlafen unruhiger als sonst. Oft werden diese ersten Krankheitszeichen nicht erkannt, die Kinder manchmal als faul oder ungezogen hingestellt. Am besten kann man beim rheumakranken Kind erkennen, welche Gelenke betroffen sind, wenn man in einer entspannten Situation alle Gelenke nacheinander vorsichtig durchbewegt. Dabei muss man das Kind sorgfältig beobachten. Beim Bewegen erkrankter Gelenke treten Abwehrreaktionen auf, oder das Kind verzieht das Gesicht. Es verblüfft uns immer wieder, dass trotz der offensichtlichen Schmerzreaktionen Kinder auf Befragen angeben, dass sie keine Schmerzen verspüren.
Diagnosestellung
Die Diagnose einer rheumatischen Erkrankung und ihre Zuordnung in eine der verschiedenen Erkrankungsgruppen kann auch für Kinderärzt*innen schwierig sein. Viele der Erkrankungen sind sehr selten und es gibt für kaum eine rheumatische Erkrankung des Kindesalters beweisende Einzelbefunde. Außerdem kennen wir eine große Zahl anderer Erkrankungen, die mit Gelenkbeschwerden einhergehen können und manchmal von einer rheumatischen Erkrankung nur schwer abgegrenzt werden können. Alle diese Krankheiten müssen bedacht und soweit wie möglich ausgeschlossen werden, bevor wir die Diagnose Rheuma stellen können. Eine sorgfältige Befragung der Eltern nach dem Beginn der Beschwerden und nach etwaigen Vorerkrankungen, sowie eine gründliche Untersuchung des Kindes durch rheumatologisch ausgebildete Kinderärzt*innen sind für die Diagnosestellung sehr wichtig. Vor allem für die akuten Formen ist es wichtig, Vorerkrankungen der letzten Wochen zu erfassen. Auch Erkrankungen der Umgebung können uns wichtige Hinweise liefern, beispielsweise das Auftreten von Röteln oder Ringelröteln im Kindergarten oder in der Schule. Wir können dann gezielt nach dem Erreger suchen, z.B. durch Rachenabstrich bei Halsinfektionen oder durch Stuhlproben bei Durchfällen. Außerdem führen die meisten Infektionen zur Bildung von Antikörpern gegen die Erreger, welche man dann im Blutserum nachweisen kann. Diese Laborwerte können wichtige Hinweise geben, ergänzen oder bestätigen meist jedoch nur die klinischen Befunde. Laborwerte alleine ermöglichen jedoch meist keine eindeutige Diagnose. Die bildgebende Diagnostik durch Röntgenbilder, Kernspintomographie und Sonographie sind wichtige Bausteine der Diagnostik. Die Interpretation der Bilder erfordert jedoch besondere Erfahrung in den Befunden entzündlicher Erkrankungen am kindlichen Skelettsystem.
Eine frühe Diagnosestellung ist entscheidend für den zügigen Beginn einer Therapie. Daher sollten bei dem Verdacht einer kindlichen rheumatischen Erkrankung unbedingt Kinderrheumatolog*innen aufgesucht werden.
FAQs Kinderrheuma
1. Welche Arten von Rheuma gibt es bei Kindern?
Unter dem Begriff Kinderrheuma wird eine große Anzahl, zum Teil auch sehr seltener Erkrankungen zusammengefasst. Die häufigsten entzündlichen Rheumaformen sind:
- Infektionsbedingte nicht-eitrige Gelenksentzündungen (rheumatisches Fieber, Borreliose und reaktive Arthritis)
- Kindliches Gelenksrheuma, die juvenile idiopathische Arthritis (JIA)
- Jugendliche Spondylarthropathien
- Psoriasisarthritis (Schuppenflechtenarthritis)
- Bindegewebsrheuma (Kollagenosen)
- Rheumatische Erkrankungen mit Entzündung der Blutgefäße (Vaskulitis)
- Nichteitrige Entzündung der Knochen (chronisch rekurrierende multifokale Osteomyelitis - CRMO)
Bei diesen unterschiedlichen Rheumaformen kann sich der Entzündungsprozess in mehreren Körperregionen abspielen, so dass je nach Krankheitsbild neben den Gelenken auch Augen, Haut, Muskeln, Knochen oder innere Organe erkranken können.
2. Dürfen wir als Eltern weitere Kinder bekommen - ist Rheuma erblich?
Erbfaktoren spielen neben vielen anderen Faktoren zwar eine Rolle bei der Entstehung von rheumatischen Erkrankungen, es handelt sich jedoch nicht um „Erbkrankheiten“ im klassischen Sinne. Das Risiko, dass weitere Geschwister auch an Rheuma erkranken, ist nur wenig erhöht im Vergleich zur "Normalbevölkerung". Sie haben also allen Grund, sich auf ein gesundes Geschwister für Ihr rheumakrankes Kind zu freuen.
3. Rheuma beim Kind - in welchem Alter kann Rheuma denn auftreten?
Einzelne, sehr seltene rheumatische Erkrankungen können schon bei Neugeborenen auftreten. Die häufigste entzündlich-rheumatische Erkrankung im Kindesalter, die juvenile idiopathische Arthritis , beginnt je nach Verlaufsform im Kleinkind-, Schul- oder Jugendalter, manchmal bereits im 1. oder 2. Lebensjahr.
Kollagenosen und Vaskulitiden können in jedem Lebensalter auftreten.
Definitionsgemäß wird eine rheumatische Erkrankung als „juvenil“ (kindlich) bezeichnet, wenn sie vor dem 16. Geburtstag auftritt.
4. Wie kann man Rheuma beim Kind frühzeitig erkennen?
Die häufigste Rheumaform – die juvenile idiopathische Arthritis – beginnt mit Gelenkschwellungen und Schmerzen. Oft klagen die Kinder wenig über Schmerzen, nehmen jedoch gelenkschonende Fehlhaltungen ein, z.B. Beugestellung im Kniegelenk. Aufmerksame Eltern bemerken Veränderungen im Bewegungsmuster ihres Kindes, oft besteht vor allem morgens eine Steifigkeit in den Gelenken. Anhaltende Gelenkschmerzen können auch zu unruhigem Schlaf oder gar zu vermehrt aggressivem oder depressivem Verhalten führen.
Manchmal beginnt Rheuma beim Kind mit unklarem Fieber, das über Wochen anhält oder immer wieder auftaucht. Begleitende Hautausschläge, Gelenk- und Muskelschmerzen oder gar eine Erkrankung der inneren Organe sprechen für Rheuma.
Bei Kollagenosen und Vaskulitiden sind oft Hautveränderungen die ersten Krankheitszeichen, häufig kombiniert mit unspezifischen Symptomen wie erhöhte Temperatur, Müdigkeit, Abgeschlagenheit und Appetitlosigkeit.
5. Was ist die Ursache von Rheuma?
Bislang ist die genaue Ursache nicht bekannt. Man geht davon aus, dass durch ein Zusammentreffen innerer Faktoren (erbliche Risikofaktoren, abnorm reagierendes Immunsystem) und äußerer Einflüsse (Infektionen, Unfälle, psychische Belastungen, Stress) Rheuma ausgelöst werden kann. Es gibt bisher keine Hinweise darauf, dass man den Ausbruch von Rheuma beim Kind durch vorbeugende Maßnahmen verhindern könnte.
6. Ist Rheuma bei Kindern heilbar?
Da die Ursache von Rheuma bisher nicht vollständig bekannt und wahrscheinlich auch vielfältig ist, gibt es noch keine Medikamente, die komplette Heilung versprechen. Durch die heute verfügbaren Therapiekonzepte lässt sich jedoch in den meisten Fällen ein gutes Ergebnis erzielen. Rheuma im Kindesalter kann jederzeit wieder zum Stillstand kommen, bei frühzeitiger und konsequenter Behandlung meist auch ohne bleibende Schäden.
7. Welche Behandlung wird empfohlen?
In der Regel ist ein multidisziplinäres Behandlungskonzept wie das Garmischer Behandlungskonzept, das einen ganzheitlichen Therapieansatz verfolgt, zu empfehlen.
8. Ist die Behandlung nicht schlimmer als die Erkrankung selbst - siehe Beipackzettel?
Unter der Voraussetzung, dass die Behandlung durch spezialisierte Kinderrheumatolog*innen ausgearbeitet und überwacht wird, ist das Risiko von bleibenden Schäden durch die medikamentöse Therapie gering. Demgegenüber stehen bei chronisch fortschreitender Erkrankung mögliche Schäden an Gelenken, Augen oder inneren Organen, die zu einer lebenslangen Behinderung führen können.
9. Ist es nicht sinnvoller, gerade bei Kindern "alternative" Behandlungsmethoden einzusetzen?
Alternative Therapien wie Homöopathie, Naturheilkunde, chinesische Medizin und viele andere sollten bei Kindern mit Rheuma genau überprüft werden. Meist sind sie teuer und wenn überhaupt nur niederschwellig wirksam. Sie sollten auf keinen Fall die wirksamen allopathischen Medikamente ersetzen. Durch Hoffen auf eine „Wunderheilung“ geht manchmal wertvolle Therapiezeit verloren und der Zeitpunkt für ein gutes Ergebnis ohne bleibende Schäden verstreicht.
Alternative Therapien können auf der anderen Seite zur allgemeinen Gesundung beitragen, eventuell auch die rheumatische Entzündung oder unerwünschte Medikamentenwirkungen günstig beeinflussen. Die begleitenden Maßnahmen sollten mit behandelnden Kinderrheumatolog*innen abgesprochen werden im Hinblick auf ihren sinnvollen Einsatz aber auch um unerwünschte Interaktionen zu vermeiden.
10. Welchen Einfluss hat die Ernährung?
Es gibt Nährstoffe, die eine Entzündung fördern – bei Rheuma also eher ungeeignet sind - und solche, die entzündungshemmend wirken. Zu den ungünstigen Nahrungsbestandteilen gehört die Arachidonsäure, die in tierischem Fett enthalten ist. Fleisch sollte deshalb nicht täglich auf dem Speiseplan stehen, fette Fleischsorten eher gemieden werden. Entzündungshemmende Fischöle dürfen dagegen z.B. in Form von (fettreichem) Fisch ruhig mehrmals pro Woche auf den Tisch kommen. Für eine ausreichende Versorgung mit Vitaminen und Spurenelementen sollten täglich Obst, Gemüse und Vollkornprodukte verzehrt werden.
Eine „rheumagerechte“ Ernährung für Kinder entspricht also der empfohlenen gesunden Ernährung für die ganze Familie. Von einseitigen Kostformen oder Diäten wird dagegen gerade bei Kindern und Jugendlichen dringend abgeraten. Es fehlen darin oft wichtige Bausteine für die körperliche und geistige Entwicklung eines Heranwachsenden.
11. Kann mein Kind bei Rheuma Sport treiben?
Durch eine verbesserte medikamentöse Therapie und dem damit besseren Gesundheitszustand der Rheumapatient*innen rücken Bewegung und Sport immer mehr in den Vordergrund. Die körperliche Aktivität bei Alltagsbewegungen sowie beim Sport in der Freizeit und in der Schule sind ein wichtiger Bestandteil für eine kindgerechte Entwicklung.
Internationale Studien zeigen, dass die meisten JIA Patient*innen Sport treiben können und auch sollen! Die Sportdosis, also der Umfang und die Intensität, sollte hierzu genau auf den Patient*innen und die Erkrankungsphase individuell angepasst werden. Aus diesem Grund wurde im Deutschen Zentrum für Kinder- und Jugendrheumatologie eine computergestützte Schulsportbescheinigung entwickelt, die für alle Patient*innen und deren Erkrankungsphasen individuell abgestimmt wird. Diese neue diagnostische und therapeutische Option wird gerade in einem Kooperationsprojekt mit der Sportwissenschaftlichen Fakultät der TU-München im Rahmen des durch den GBA geförderten „Beware“ Projektes weiterentwickelt. In unserer Klinik können junge Rheumapatient*innen in ihrer Fitness getestet werden. Sportwissenschaftler*innen und Sportmediziner*innen können daraufhin individuell beraten, welche Sportarten die Kinder am besten ausüben können und worauf sie achten müssen. Damit möchten wir ein sicheres und möglichst uneingeschränktes Sporttreiben der Patienten ermöglichen.
Rheuma-Schulungen für Patient*innen und Angehörige
Liebe Patient*innen, liebe Angehörige.
Kinderrheuma was ist das? – diese und ähnliche Fragen stellt sich jeder. Im Rahmen unser Schulungen informieren wir über viele Themen und Fragen rund um die Erkrankung.
- „Eltern-Akademie“. Für Eltern und Angehörige gibt es einen Schulungs-Vormittag mit folgenden Themen: Krankheitsbilder, Medikamente, Physiotherapie, Sozialrechtliche Fragestellungen und Unterstützung für den Alltag.
- „Die Spielkiste“ packen wir im Kindergarten aus, die kleinen Patient*innen (3 – 6 Jahre) können dann spielerisch etwas über ihre Krankheit erfahren.
- Auf „Forscherreise“ begeben sich Grundschüler*innen ab der 2. Klasse (bis zum 11. Lebensjahr). Sie können an verschiedenen Stationen in der ganzen Klinik rund ums Thema Rheuma „forschen“.
- Für Patient*innen ab 12 Jahren gibt es den „Rheuma-Check“ mit verschiedenen Modulen, bei denen es alles Wichtige rund um das Thema Rheuma zu erfahren gibt.